Die Geschichte des Bieres in Friedrichstadt geht lange zurück. Doch leider ist sie durch Brände im Rathaus (1850 zerstört) und Stadtarchiv nicht mehr vollständig darstellbar. Die Recherche ist schwierig, und so finden sich auch im aktuellen Friedrichstädter Stadtarchiv oder im Museum der Stadt kaum Hinweise auf die Biergeschichte.
Aber über einen längeren Zeitraum spielte das Bier eine bedeutende Rolle und war das Lebenselixier von Friedrichstadt. „Brouwerij und Matzerij“, „Actienbrauerei“, „Brauerei von Koch“, „Brauerei Hirschfelder“ – überall finden sich Hinweise auf eine ausgeprägte Bierkultur zwischen den Grachten. Klar, waren die Stadtgründer aus den Niederlanden unter den ersten Braumeistern und sie legten auch die erste „Maß“ der Stadt fest. 1625 war das. 18 Schankbetriebe verzeichnete Friedrichstadt, und Bürger wurden als „Wein- und Bierführer“ unter Eid ausgewählt um die Schankrechte und Ausschankmengen zu kontrollieren.
Weil das Wasser verseucht war, wurde praktisch nur Bier getrunken. Und das wurde dann zum raren Gut. Von einem Bierkrieg mit Tönning ist in den alten Unterlagen im Stadtarchiv die Rede. Weil das Friedrichstädter Bier so gut war und als das zu dieser Zeit Gesündeste galt, wurde um den Gerstensaft gekämpft. Wer durfte wen beliefern und wer bekam wie viel zu welchem Preis?
1695 gab es 13 Brauer, und mit den privaten – heute würden wir sagen Mikrobrauereien – wurden 28 Schankbetriebe / Brauereien / Schankrechte gezählt. Auch ein Reisebericht von 1761 berichtet über die außerordentlich gute Qualität des Friedrichstädter Biers. Kein Wunder, kamen die Zutaten, wie die Wintergerste noch aus der Region, aus den Marschen.
Am 30.5.1885 eröffnete die in der Geschichte größte Brauerei der Stadt, die Actienbrauerei am Westersielzug. Ruytenbeek, Ofens sind Namen, die lange mit dem Bier an der Gracht verbunden waren. Doch die Hochzeit des Brauens in der Stadt währte nicht lange. Das Bier wurde plötzlich mehr exportiert als hier getrunken, ausländische Biere kamen nach Nordfriesland. Anfang des 19. Jahrhunderts nahte das Ende des Friedrichstädter Bieres, als die ersten dänischen Biere angeliefert wurden. Wurde bis dahin immer nur aus Fässern Bier gezapft und getrunken, brachten die Dänen die ersten Bierflaschen an die Treene.
Es folgten die ersten Bügelflaschen aus Friedrichstadt. Bis in die 1920er Jahre wurde noch gebraut, doch mehr und mehr arbeiteten die Friedrichstädter nur noch als Bierverleger. Der letzte war der Bierverlag Nicolaisen an der Westerlilien-/Kaneelstraße.
Die dokumentierte Biergeschichte von Friedrichstadt endet 1952. Danach wurde natürlich weiter Bier getrunken. Wenngleich der Gerstensaft heute längst kein Grundnahrungsmittel mehr ist. Einst sicherte das Bier das Überleben der Friedrichstädter, heute ist es ein Genussgetränk höchster Qualität, das mit dem Entstehen der vielen Craftbier und Hausbrauereien auch regional wieder eine größere Rolle spielt. Vielleicht wird es irgendwann auch wieder ein in Friedrichstadt gebrautes Bier geben. Bis es soweit ist bleibt die Kajüte 1876 eine kleine Kuckucksbrauerei, die mit dem 1621 wieder ein Bier für Friedrichstadt braut. Derzeit in der Landeshauptstadt Kiel bei unseren Freunden der lillebräu-Braurei. Die Geschichte des Friedrichstädter Bieres lebt wieder und wird weiter geschrieben.
Natürlich nordfriesisch, Prost!
Am 21. September 1621 wurde Friedrichstadt gegründet. Herzog Friedrich III. hatte niederländischen Siedlern Privilegien gewährt und diese zum Aufbau seiner neuen Stadt nach Nordfriesland gelockt. Neben Religionsfreiheit auch Zoll- und Steuerfreiheit, freie Holzlieferungen, Darlehen, die Gründung einer Schiffsbaukompanie und das Markt- und Münzrecht.
Friedrich III. erhoffte sich Reichtum und Vielfalt und neue Waren für sein Schloss Gottorf bei Schleswig. Denn sein Herzogtum war landwirtschaftlich strukturiert. Am bedeutendsten war bis dahin die Erzeugung von Malz für das Brauen von Bier für den (hohen) Bedarf der eigenen Bevölkerung aber auch für den Export. Von den im Handel erfolgreichen Holländern versprach sich Friedrich sehr viel. Die Siedler errichteten eine Stadt nach niederländischem Vorbild, mit künstlichen Wasserstraßen, einer rechtwinkligen Stadtanlage, giebelständigen Häusern und einem Hafen. Die Verfassung der Stadt und ihre Verwaltung wurden nach niederländischem Vorbild organisiert. Es entstanden Produktionsbetriebe in denen aus Baumwolle und Flachs wertvolle Stoffe hergestellt wurden, es gab Färbereien, eine Lederproduktion und Kürschnereien für die Fellverarbeitung. Importiertes Salz wurde verfeinert, und andere Betriebe stellten Weizenstärke her. Hinzu kam die Produktion von Säure, Seife, Dünger, Tauwerk, Metallwaren und Schnaps. Und natürlich Bier.
Aus dieser Zeit der großen niederländischen Einflüsse hat sich Friedrichstadt bis heute seine religiöse Vielfalt bewahrt. Heute gibt es in Friedrichstadt bei 2600 Einwohnern fünf verschiedene Glaubensgemeinschaften: Remonstranten, Lutheraner, Mennoniten, Katholiken und dänische Lutheraner. Die ehemalige Synagoge und zwei Friedhöfe zeugen nur noch vom einst auch blühenden jüdischen Leben in der Grachtenstadt. Im Jahr 2021 feierte Friedrichstadt sein 400jähriges Stadtjubiläum. Rund um das Jubiläumsjahr bekamen alle 1621-Flaschen einen exklusiven und limitierten 400-Jahre-Kronkorken und wir haben das 1621-Festbier eingebraut. Zwei Mal 1621 Flaschen in exklusiver Ausstattung inklusive der Hymne für Friedrichstadt möglich gemacht durch 1621-Bier. Hört mal rein: Friedrichstadt zwischen den Meeren